Die Geschichte der Jeans - von den Anfängen bis zu Bio-Jeans

So ist aus einer Arbeitshose faire Mode geworden

Am Anfang steht ein praktisches Kleidungsstück für hart arbeitende Menschen. Sie ist der Ur-Ahn der Bio Jeans. Um dabei auch eine faire Jeans zu sein, soll sie nicht nur aus umweltfreundlichen Rohstoffen bestehen, sondern auch alle Anforderungen an eine faire Mode erfüllen. Zudem muss sie gut aussehen und einfach nur perfekt sitzen. Das sind die Stationen, auf dem Weg dahin.

Das hat die Jeans mit dem Goldrausch zu tun

Die Geschichte der Jeans beginnt viele Jahrzehnte vor dem ersten Gedanken an Bio Jeans oder faire Mode mitten im kalifornischen Goldrausch der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Hunderttausende zieht es auf der Jagd nach Nuggets an die US-amerikanische Westküste. Darunter befindet sich ein gewisser Levi Strauss. Er stammt ursprünglich aus Buttenheim bei Bamberg. Das Haus, in dem er dort 1829 geboren wird, beherbergt heute das Levi-Strauss-Museum. Gemeinsam mit seiner Mutter kommt der 18-jährige Strauss nach New York und steigt in den bereits bestehenden Textilhandel seiner älteren Brüder ein. Während der 1850er Jahre nimmt er im Gefolge der Goldsucher den Weg nach San Francisco. Diese haben nämlich einen gewaltigen Bedarf an Textilien. Strauss beliefert also die Schneider im Wilden Westen mit Stoffen und einigen weiteren Waren.

Die Idee von Jacob Davis

Einer davon ist der aus dem lettischen Riga stammende Jacob Davis. Er hat zu dieser Zeit eine Schneiderei in Reno, Nevada. Zunächst verwendet er noch zur Fertigung von Arbeitshosen braunes Baumwolltuch, welches er wie gewohnt vernäht. Stoff und Nähte sind allerdings für die harte Arbeit der Goldsucher nicht stabil genug. Die Hosen reißen leicht und Davis erhält eine Vielzahl an Beschwerden. Dabei kommt ihm die Idee, häufig monierte Schwachstellen durch Kupfernieten zu verstärken. Bis heute sind das auch bei den meisten Bio Jeans unter anderem die Taschen. Nur werden sie aktuell anders als von den damaligen Wildwest-Glücksrittern nur noch selten zum Aufbewahren von Steinen genutzt.

Mit dem Patent US139.121 geht es los

Schnell entwickelt sich die Vernietung zum Trend und Davis benötigt ein Patent, um seine Rechte zu schützen. Das ist jedoch in den 1870er Jahren mit einer Gebühr von knapp 70 US-Dollar verbunden. Zuviel für einen erfinderischen und fleißigen aber weniger finanzkräftigen Schneider. Also wendet er sich an seinen Lieferanten Levi Strauss und bittet um Hilfe. Strauss erkennt das Potential der Neuerung und übernimmt den fehlenden Teil der Kosten. Gemeinsam erhalten der Schneider und der Stofflieferant schließlich am 20. Mai 1873 ihr Patent unter der Nummer US139.121.

Das ist die Bedeutung von "Denim" und "Jeans"

Wenig später ersetzen Strauss und Davis das braune Baumwolltuch durch einen wesentlich robusteren, indigoblau gefärbten Stoff aus dem französischen Nîmes. Er heißt "Serge de Nîmes", woraus die Amerikaner kurz "Denim" machen. Dazu kommen orangefarbene Nähte: die Vorlage für die ab 1890 Levis 501 genannte Hose aus Denim ist geboren. Die Bezeichnung "Jeans" ist übrigens sehr viel jüngeren Datums und entsteht in Anlehnung an einen Stoff aus dem italienischen Genua. In Frankreich trägt die Stadt den Namen "Gênes", aus dem amerikanisch ausgesprochen "Jeans" wird.

Über zahlreiche Jahre hinweg nur Arbeitshose

In den nun folgenden Jahrzehnten entwickelt sich die Jeans zur beliebten Arbeitshose. Bald schon wird sie vom Farmer bis zum Eisenbahnarbeiter tagein, tagaus getragen. Mit ihrem geraden Schnitt sowie den Nieten-verstärkten fünf Taschen bietet sie ideale Eigenschaften für eine Vielzahl von Tätigkeiten. Auch wenn schon im ausgehenden 19. Jahrhundert Konkurrenten wie Lee und Carhartt auf dem Markt auftauchen, bleibt die Levi's noch lange Zeit marktbeherrschend.

Trendsetter Jeans: Einführung von Reißverschluss und Gürtelschlaufen

Zwei entscheidende Neuerung ermöglichen der Jeans in den 1920er und 30er Jahren den Sprung in die Freizeitmode. Zum einen ist dies der Reißverschluss. Gerade erst in Massenproduktion gegangenen, lassen sich mit ihm schon ab 1926 die ersten Jeanshosen verschließen. Ein vielleicht noch bedeutenderer Schritt weg vom reinen Worker-Image aber ist die Absage an den damals üblichen Hosenträger und die Einführung von Gürtelschlaufen ab dem Jahr 1930. Schon damals hat die Jeans etwas Rebellisches an sich. Das ist auch daran erkennbar, dass sie zwar zunächst nur von Herren als Freizeithose genutzt wird, bereits jedoch ab 1935 ebenfalls für Damen erhältlich ist. Dies in einer Zeit, in der das Tragen von Hosen für Frauen vielerorts noch verpönt ist.

So kommt die Jeans nach Europa

Ihren Durchbruch in der europäischen Modewelt erlebt die Jeans indes erst nach dem 2. Weltkrieg. Mit der Anwesenheit von US-Soldaten vor allem in Großbritannien sowie in Deutschland kommt der blaue Trendsetter auch nach Europa. Ein fränkischer Textilhersteller nutzt in diesem Zusammenhang die Tauschwirtschaft der Nachkriegszeit, um an einige Jeanshosen von einem US-Soldaten zu kommen. Sie sind ab 1948 die Vorlage für die ersten in Deutschland produzierten Jeans. Fünf Jahre später kommt von gleichen Hersteller, der bis heute unter dem Namen Mustang bekannt ist, ein Modell für Damen hinzu - selbstverständlich mit seitlichem Reißverschluss.

Jeans gibt das Gefühl der Nachkriegsjugend wieder

Die Jugendlichen des Landes sind in dieser Aufbruchszeit von der "Amihose" ebenso wie von der "Girl's Campinghose" von Anfang an hellauf begeistert. Das umso mehr, da die älteren Generationen geschlossen schäumen und den Verfall der Sitten beklagen. Als dann auch noch junge, wilde Hollywood-Größen sich auf der Leinwand in Denim präsentieren, wird die Blue Jeans endgültig zum modischen Muss.

Modedesigner entdecken die Jeans

Noch spielen zwar faire Mode oder faire Jeans keine Rolle, aber die Zeit ist gekommen, mit verschiedenen Styles für die Jeans zu experimentieren. Bis in die 1960er Jahre hinein wird die Gestaltung mit Fransen oder Nieten in der Regel von den Besitzern der Jeans selber vorgenommen. Die Modeindustrie variiert die Schnitte der Denim-Hosen erst etwas später. Den Anfang macht in den 1970er Jahren die Schlagjeans. Sie sitzt um die Hüfte und die Oberschenkel enger als die traditionelle Jeans, wird jedoch vom Knie an abwärts ausladend weit. Der berühmte "Schlag" kann im Stil der Zeit ebenso wie die dazu passenden Hemd- oder Blusenkragen durchaus groteske Größen annehmen.

Vielfältige Jeans-Looks entstehen

Als Antwort auf die Schlaghose bringt das Ende der 1970er Jahre die vom Bund bis zu den Knöcheln hautenge Röhrenjeans ans Licht der Welt. Nun gewinnt die Jeans auch farblich an Vielfalt. Modelle in Schwarz, Grau, Rot oder Grün sind schon auf Fotos aus diesen Jahren zu sehen. Auch wenn die Umweltbewegung nun an Zuspruch gewinnt, ist es für die Bio Jeans, eine faire Jeans oder faire Mode noch zu früh. Allerdings entdeckt jetzt die ältere Generation die Vorteile vom Denim-Stoff. Sie bevorzugt jedoch traditionelle Schnitte. So sind spätestens ab den 1980er Jahren gleichzeitig eine ganze Reihe verschiedener Jeans-Styles im Laden erhältlich. Dazu gehört auch die großzügig geschnittene Karottenjeans mit hohem Bund.

Die 1980er: Noch fehlen Bio Jeans und faire Jeans

Des Weiteren wenden die Hersteller ab den 1980ern unterschiedliche Produktionstechniken an. Verfahren wie das Bleichen kommen auf und Stone-Washed Jeans sowie auf alt getrimmte Jeans im Used-Look werden beliebter. Weit entfernt davon, faire Mode, faire Jeans oder Bio Jeans herzustellen, werden dabei oft schädliche und sogar tödliche Stoffe eingesetzt. In den 1980ern sichten aufmerksame Beobachter indes auch Stars wie Madonna, die sich mit Jeans im Destroyed-Look kleiden.

Baggy Pants spalten Jeanswelt

Die 1990er Jahre stellen eine Bruch in der Jeans-Geschichte dar. Hier wird mit Hip-Hop und Rap der Underground salonfähig. Dies lässt die sogenannten Baggy Pants unter Jugendlichen populär werden. Sie sind extrem weit geschnitten und werden ohne Gürtel teilweise nur mit einem Bund bis zu den Oberschenkeln getragen. Die an sich so trendsensiblen etablierten Marken wollen diesem neuen Look jedoch nicht ohne weiteres folgen. So entstehen neue Marken und die Umsatzzahlen der Großen brechen ein. Auch Neuentwicklungen wie Bundfaltenjeans oder Cargo Jeans können daran nichts ändern. Um Marktanteile aufzufangen, gründen die Platzhirsche Zweitlabels, die sich dem Hip-Hop-Geschmack stellen.

Die Zeit für faire Mode und Bio Jeans ist gekommen

In den 2000ern verschwinden die Baggy Pants langsam wieder, während sich nahezu alle anderen Styles weiterentwickeln. Aus der Karottenjeans wird eine etwas enger geschnittene High-Waist-Jeans. Die Röhrenjeans ist jetzt wie so manches andere Modell eine bequeme Stretch-Jeans. Beim Destroyed-Look lässt so mancher Designer der Schere immer freieren Lauf. Zunehmend out aber sind verschiedene Sandstrahltechniken für einen Used-Look. Das betrifft beispielsweise Verfahren, bei denen Silikose mit im Spiel ist. Sie sind nachweislich für zahlreiche Todesfälle in der Textilindustrie verantwortlich. Länder wie Ägypten, Bangladesch, Brasilien, China oder Mexiko jedoch setzen die gefährliche Produktion fort. Das Bewusstsein für faire Mode entwickelt sich gerade erst.

Bio Jeans und faire Jeans: Von der Nische zum Trend

Gegenwärtig endlich zählen mehr als in der Vergangenheit die inneren Werte einer Jeans. Die Menschen wollen heute, dass die gute alte Denim-Hose als Bio Jeans die Anforderungen des Umweltschutzes erfüllt und als faire Jeans nach allen Regeln des Arbeitsschutzes sowie ohne Ausbeutung gefertigt ist. Engagierte junge Jeans-Label zeigen, dass dies ideal mit modischen Ansprüchen sowie einem perfekten Sitz vereinbar ist Außerdem kann auch faire Mode zu einem fairen Preis zu haben sein.